Schlusswort

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Jörg Kunkel
anlässlich der „Abschluss-Round-Tables“ der
„Konferenz Industrial Relations and social dialogue ...“
vom 27. – 30. April 2006 in Balatongyörök/Ungarn

Round Table zum Thema „Perspektiven der Beschäftigten in der Bergbau-Industrie – die Rolle der Sozialpartner – Handbuch

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
sehr geehrte Herren,

bevor ich zur Beantwortung der von der Moderatorin gestellten drei Fragen komme, möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei den ungarischen Veranstaltern, insbesondere bei Rita Potapi, der Projektmanagerin, für die hervorragende Organisation der Konferenz zu bedanken.

Nun zu den Fragen:

  1. Welche Forderungen und Ziele haben wir für Restrukturierungsprozesse?
    Als Erstes möchte ich feststellen, dass wir am liebsten keine Restrukturierungsprozesse hätten. Der Bergbau hat eine Zukunft und er ist ein wichtiger Pfeiler für die Versorgungssicherheit der Europäischen Union. Dafür benötigt er die Unterstützung der politisch Agierenden.

    Alle Gesetze und Initiativen - auch die im Umweltschutz - müssen auf einer sachgerechten Abwägung zwischen den ökonomischen, den ökologischen und sozialen Interessen beruhen. Darüber hinaus muss für die Steinkohle, die in der Europäischen Union einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten kann, eine finanzielle Unterstützung möglich sein.

    Sollte es dennoch  Restrukturierungsnotwendigkeiten geben, muss der Mensch im Mittelpunkt stehen. Die Menschen und die Regionen brauchen eine wirtschaftliche Perspektive. Dabei ist mir sehr bewusst, dass strukturpolitische Erfolge nur mit einem langen Atem zu realisieren sind. Aber nur so kann ein Modell Deutschland, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht, erreicht werden.

  2. Welche Best-Practice-Beispiele für den sozialen Dialog gibt es in Deutschland?
    Hier möchte ich eigentlich nur auf die Vorträge von Klaus Krüger und Thomas Nöcker zur Zusammenführung von ost- und westdeutscher Kali-Industrie verweisen. Vergleichbare Beispiele könnten wir auch in anderen Bergbau-Branchen darlegen. Darauf verzichte ich hier, um die Redezeit von 5 Minuten einzuhalten.

    Diese erfolgreichen Ansätze konnten nur gelingen, weil eine starke Gewerkschaft die Sozialpartner und die Politik von der Richtigkeit des eigenen Konzeptes überzeugt hat.

  3. Welche Zukunftsaussichten werden für den Bergbau und den Sozialen Dialog gesehen?
    Ich bin davon überzeugt, dass wir die Chancen der modernen Bergbau-Industrie verdeutlichen müssen. Ohne Bergbau, ohne eine eigene Rohstoffversorgung, wird die Lissabon-Strategie nicht aufgehen. Diese Auffassung hat sich bei mir auch im Verlaufe dieser Tagung nochmals verstärkt.

    Wer die Energieabhängigkeit der Europäischen Union reduzieren will, kann auf die heimischen Rohstoffe und insbesondere auf Braun- und Steinkohle nicht verzichten. Dies gilt für die Stromerzeugung, aber auch für neue Nutzungsarten. Die erhöhten Gas- und Ölpreise müssen unseren Blick auf die weitergehende Nutzung der Kohle richten. Ich will hier beispielhaft die Vergasung von Kohle und die Kohlehydrierung nennen.

    Auch die CO2-Reduzierung kann kein Thema gegen die Kohle sein. Die Verpflichtungen von Kyoto können allein durch die Modernisierung des Kohlekraftwerkparks der Europäischen Union in vollem Umfange erfüllt werden. Hierfür muss die Politik die geeigneten Rahmenbedingungen setzen.

    Es gehört zu den Zukunftsaufgaben sowohl des Sozialen Dialogs als auch der EMCEF, die nationalen Dialoge, die in allen Mitgliedsländern stattfinden, mit dem Europäischen Energie-Dialog zu koordinieren.

    EMCEF und der soziale Dialog müssen dabei Sprachrohre für den Bergbau sein. Wir können es schaffen, dass die Regierungen der Bergbau-Länder eine einheitliche Sprache in einem neuen Selbstbewusstsein sprechen: mit dem Selbstbewusstsein als Rohstofflieferant der Europäischen Union. Und in diesem Zuge kann dann sicherlich auch das, was Bernd Westphal als 1 Cent für die Rohstoffsicherung beschrieben hat, Realität werden.

Bergbau hat eine Zukunft in der Europäischen Union! Aber diese hat sie nur mit unserer aktiven Unterstützung.

In diesem Sinne
ein herzliches Glückauf!